Rasseberichte

Typisch für die Sachsenhühner und Zwerg-Sachsenhühner ist die leicht durchgehend ansteigende Rückenlinie

Sachsenhühner 1936

Anno 1936

Sachsenhühner 1971

Bestandsaufnahme beim Sachsenhuhn

Sachsenhühner 1986

Geflügel Börse, Theo Dubiella: Eine elegante Zwiehuhnrasse: Das Sachsenhuhn

Geschichtliches

In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts erzüchtete man in Oberbayern und Sachsen auf verschiedenem Weg das Sachsenhuhn. Sachsenhuhn heißt es letztlich deshalb, weil es auf den Schauen Sachsens zur Anerkennung ge langte und im sächsischen Gebiet auch zuerst eine rassische Ausgeglichenheit erlangte.
Als ,,Zuchtsäulen“ dienten in Sachsen die Langschan und Minorka, während in Oberbayern zuerst Langschan mit schwarzen ltalienern gekreuzt wurden und dann in Folge diese Mischlinge mit Minorka. Die Langschan mit ihrem kleinen Kamm, dem volleren Körper und den roten Ohrlappen waren das genaue Gegenteil zu dem damaligen Modehuhn, dem Minorka. lhnen waren ein großer Kamm, ein langgestreckter Körper und weiße Ohrscheiben eigen. Winterleger waren die ersteren und ein frühes Legehuhn, bedingt durch einen schnellen Reifungsprozeß, die letzteren.

Durch die Kreuzung beider Typen entstand ein Huhn im Landhuhntyp mit vorteilhafter Leistung und zugleich dem kleinen Kopf der Asiaten – ein Zwischentyp also. Diese neue Kreation fand allerdings kaum Beachtung, weil der typi- sche Schwanzwinkel des Mittelmeertyps sofort ins Auge stach, und jenes Erscheinungsbild gehörte damals zum Alltäglichen.
Erst nach 1900, aber noch vor der Gründung des Sondervereins setzte sich die Auffassung bei den Züchtern durch, vom Landhuhntyp abzukehren und eine leicht ansteigende, aber ohne Unterbrechung verlaufende Rückenlinie – ohne nennenswerte Kissenbildung – der Rasse anzuzüchten. Dieser Zwischentyp ist auch heute noch in seiner damaligen Konzeption in allen Teilen maßgebend. So kommt die Langschanform in gemilderter Ausprägung im Sachsen- huhn wieder zur Geltung, langschanhaft also, aber durchaus nicht asiatenartig im Gesamtbild, z. B. auch durch die weißen Ohrscheiben.

Das Erscheinungsbild

Bei den Hähnen geht aus dem Rücken der mittellange, voll befiederte und leicht gefächerte Schwanz ohne jeglichen Absatz hervor. Ein voller Sattelbehang füllt den Übergang. Ein weiterer Punkt des Körpers ist recht deutlich ausgeprägt: die volle, fleischreiche Brustpartie. Die Form erscheint dadurch wuchtiger als bei den Mittelmeerrassen. Dabei muß jedoch zugleich Feinknochigkeit vorhanden sein, weil klobige, überschwere Typen die geforderte Ele- ganz nicht zeigen können.
Durch die mittelhohe, Schenkelfreiheit zeigende Stellung wird eine wirtschaftliche Forderung erfüllt, weil zu hohe Stellungen eine Verzögerung der Reife im Gefolge haben. Der Standard fordert: ,,Schenkel und Läufe mittelang.“ Krüperhafte Tiere gibt es noch nicht, es ist aber an der Zeit, zu tief stehende Typen rücksichtslos aus den Zuchtstämmen zu entfernen. Dies gilt für die Schwarzen und Gesperberten. Die Weißen neigen auf Grund ihres Werdeganges zur anderen Seite, sie stehen ein wenig zu hoch, so daß in der Schenkelfreiheit gefährdete Zuchten der Farbenschläge Schwarz und Gesperbert durchaus von den Weißen profitieren könnten.

Die Augenfarbe würde zwar in den ersten Jahren bei den Schwarzen ein wenig zu hell sein, doch schon der Vorteil der Fremdblutzuführung läßt es anraten, diesen Versuch zu wagen.
Die Hennen haben einen gut entwickelten Bauch, und zum oberen Schwanzende hin wird von ihm ausgehend eine Linie gefordert. Weder Spitzschwänzigkeit noch Schwanzfächer sind erwünscht. Tütenschwanz ist zwar keine ganz fachliche Bezeichnung, doch mit der Vorstellung einer spitzen Tüte kommt man dem gewünschten Bild sehr nahe. Von oben gesehen soll das Huhn in der Sattelgegend am breitesten sein.

Auf eine breite Feder wird beim Sachsenhuhn Wert gelegt. Die Tiere gewinnen an Eleganz, wenn die leicht ansteigende Rückenlinie ihren Abschluß durch eine breite Besichelung und Nebenbesichelung findet. Der reiche Sattelbehang gibt Aufschluß über eine volle Befiederung, Vor allem strebe man eine gute Breite der Arm- und Handschwingen an. Degenerationserscheinungen machen sich hier am ehesten bemerkbar. Die asiatische Gefiederbremse und der Schilf beim schwarzen Farbenschlag bereiten keine Probleme.
Angestrebt wird bei den Schwarzen ein lackreiches Gefieder, das Junghähne schon frühzeitig zeigen. Ansonsten kann ein Fütterungsfehler vorliegen. Allerdings ist fehlender Grünglanz häufig auch in der Zusammenstellung des Zuchtstammes begründet. Tiere mit Bronze- oder Blaulack oder mit matten, stumpfen Gefiederfarben sind für die Zucht und Schau zu verwerfen. Bei den Junghennen beobachtet man oft kurz vor der Reife an manchen Stellen des Gefieders einen stahlblauen Ton. Vorausgesetzt, daß die Schwanzfedern schon genügend Grünlack zeigen, ist dies nicht fehlerhaft und verliert sich in den nächsten Wochen.

Gute Lacktiere sind ein sicheres Zeichen für Gesundheit und Lebenskraft und damit Vorbedingung für beste Leistungsmerkmale.

Die Gesperberten

Artur Esche hatte damals als Zuchtgrundlage für die Anerkennung der gesperberten Sachsenhühner nicht die uns heute gegebenen Möglichkeiten. Deutsche Sperber und Australorps standen ihm zu jener Zeit nicht zur Verfügung. Aber schwarze Sachsenhühner und gesperberte Schläge englischer Plymouth Rocks waren vorhanden. Esche fand Plymouth-Rocks-Hennen der englischen Zuchtrichtung in Zschopau beim Züchter Hentschel, die bei mäßiger Kissenbildung reichlich Schwanzbildung und zugleich kleine Kämme zeigten. Von diesen Hennen kam die erwartete Legeleistung in den Farbenschlag.
Da aber in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts die großkämmigen Mittelmeerrassen als Wirtschaftsrassen dominierten, galten Hühner mit kleinen Kämmen als nicht so leistungsstark. Demzufolge waren die Schläge mit kleinerem Kamm irrigerweise nur für Gebiete gefragt, in denen rauhe Wetterlagen ganzjährig zum Alltag gehörten.
1928 stellt Esche bei der Nationalen in Kiel einen gesperberten Hahn mit einer tadellosen Form vor. Leider verkaufte er damals seinen gesperberten Zuchtstamm um sich ganz der Zucht des weißen und schwarzen Farbenschlages zu widmen. Erst später nahm er die Zucht der Gesperberten wieder auf und zeigte mit dem Züchter Lindner wieder Tiere, die wegen ihrer hohen wirtschaftlichen Vorzüge großen Anklang fanden.
Die Zeichnung dieses Farbenschlages erinnert an die Deutschen Sperber, wo auf Iichtblauer Grundfarbe der recht dunkel geforderte Sperberstreifen sich scharf und deutlich abheben soll. Die geforderte Zeichnung darf keineswegs verschwommen sein oder bräunliche Tönungen aufweisen. Verwaschene“ Hälse und Sättel der Hähne beeinträchtigen den Ausstellungs- und Zuchtwert sehr. Auch ist auf eine gute, grobe, durchgehende Sperberung in den Schwingen und Steuerfedern Wert zu legen. lst sie an diesen Stellen des Körpers in Ordnung, dann stimmt auch das schöne, gleichmäßige Gesamtfarbbild, ohne daß eine absetzende Behangfarbe auftritt, Gemäß der Genetik des Sperberfaktors sind die dunklen Federanteile bei den Hennen breiter als die hellen, wodurch sie im Gesamtbild dunkler als die Hähne erscheinen.
Die Geschlechter sind bei den gesperberten Küken sehr schnell zu erkennen. Die Hähne bekommen schon nach wenigen Tagen helle Streifen auf den Flügeln, ein großer Vorleil für diesen Farbenschlag.

Der weiße Farbenschlag

Esche schuf diesen Farbenschlag parallel zu den gesperberten Sachsenhühnern. Als Zuchtgrundlage überwog das Blut der Leghorn. Was die Leistungsmerkmale dieses Farbenschlages anbetrifft, konnte von Anfang an mit der erwarteten Leistungsstärke gerechnet werden. Obwohl vor und – in der DDR – auch nach dem Krieg die Weißen immer wieder einmal auftauchten. muß man jedoch bei objektiver Betrachtung zugeben, daß dieser Farbenschlag über eine geringe Verbreitung, trotz bester Legeleistung, nie hinausgekommen ist,
Vielleicht mag das Waschen eines weißen Farbenschlages für den Schaukäfig nur etwas für Spezialisten sein. Ein anderer Grund kann jedenfalls für das geringe lnteresse nur schwerlich gefunden werden. Noch bei den beiden Sonderschauen der Spezialzuchtgemeinschaft (SZG) des Jahres 1968 in Wittgensdorf und Leipzig, DDR, standen 6,4 und 1,3 im Ausstellungskäfig und kamen in der Bewertung recht ordentlich weg, Dem Vernehmen nach hat aber schon jetzt wieder der einzige ZÜchter das interesse verloren

Die Kopfpunkte

Der Kopf muß in seiner Größe stets im Verhältnis zum Gesamtkörper beurteilt werden. Ein zu kleiner Kopf auf einem großrahmigen Körper kann bei keiner Rasse harmonisch wirken, wo- bei etwas größere oder ein wenig kleinere Käm- me immer wieder auftreten werden, was insgesamt gesehen in Ordnung ist. Tiere, die sehr vital sind, werden wohl immer einen größeren Kamm zeigen. Es ist bestimmt verkehrt, wenn man solche Tiere deswegen von der Zucht ausschalten wollte. Hauptsache ist und bleibt, daß sich die Koofounkte während ihrer Ausformung in den geforderten Grenzen halten. Dabei ist auch das heutige Futter zu berücksichtigen. Rassen mit geforderter Kleinkämmigkeit haben es bei allen Vorteilen heutiger Futterzusammensetzungen schwer, die Forderungen des Standards einzuhalten, wenn man in der Fütterung nicht eigene Wege zu gehen beabsichtigt.
Erblich bedingt sind bei kleineren Kämmen die kleinen weißen Ohrscheiben. Sie werden mandelförmig gewünscht. Beim Hahn sollen sie die Größe von 15 zu 25 mm mÖglichst nicht überschreiten und sind bei der Henne entspre- chend kleiner. Diese Vorschrift ist natürlich nur schwer einzuhalten. Größere Ohrscheiben zei- gen sich vor allem bei vitalen Hennen. Leicht fehlerhaft sind runde oder zu lange Ohrschei- ben. Reinweiß und glatt sollen sie sein, die Ohrenscheibenoberhaut nicht zu dünn entwickelt. Fein gerieft, aber nicht gerunzelt, sind die Ohrscheiben am ehesten widerstandsfähig gegen Borkigkeit und Blasenbildung. Solche Ohrscheiben geben vor allem dem schwarzen Farbenschlag den bestechenden Kontrast im Zusammenwirken mit den blühenden roten Kämmen und Kehllappen.
Was die Kehllappen angeht, so ist die Forderung des Standards klar: ,,klein, fein im Gewebe.“ Als Mischrasse, deren Urahnen Minorka und Langschan waren, konnte man bei einem unempfindlichen Nutzhuhn für klimatisch rauhe Gegenden große Kehllappen ebensowenig gebrauchen wie einen großen Kamm. Dem steht arterdings die Feststellung Regensteins gegenüber: ,,Die Anlage für den Einfachkamm der Mittelmeerrassen ist gekoppelt mit der (oder derselben) Anlage für große, längliche Kehllappen.“ (Siehe ,,Vererbung bei Hühnern und Tauben“, 2. überarbeitete Auflage.) Da aber auch asiatisches Blut in den Sachsenhühnern fließt, sind vor allem bei den Hennen kurze Kehllappen zu fordern.
Der Standard fordert beim schwarzen Farbenschlag einen dunklen Schnabel. Bei reinschwarzer Beinfarbe ist der Schnabel im Laufe det Zeil nun auch schwarz gefärbt und gibt heute keinerlei Probleme auf. Das gleiche gilt bei einem Großteil der Zuchten für das geforderte dunkle Auge. Zuchten mit helleren lriden fallen sofort auf und verraten die erst kürzlich vorgenomme- ne Fremdblutzuführung. Dies ist in gewissem Rahmen zu tolerieren, eine zu helle Augenfärbung muß aber abgelehnt werden. Hellt zusätzlich die Lautfarbe auf, so ist Gefahr im Verzug, denn die Färbung der Läufe ist mit der Färbung der lris gekoppelt, und schwarz muß die Lauffarbe bei Jungtieren auf jeden Fall sein.
Das Gesicht wird selbstverständlich rot und frei von Federwuchs gewünscht. Leider kommt es bei dieser Rasse mit Mittelmeertypeinschlag ab und an zum leidigen Gesichtsschimmel. Leichter Gesichtsschimmel ist laut AAB bei Alttieren der Mittelmeer- und nordwesteuropäischen Rassen kein grober Fehler. lm ersten Lebensjahr leiden unsere Sachsenhühner noch nicht unter diesem Ubel. Deshalb muß darauf geachtet werden, daß dieser Zuchtstand zumin- dest erhalten bleibt.
Dem weißen und gesperberten Farbenschlag ist dre rote lris gemeinsam und bereitet bei den weißen Sachsenhühnern keine Schwierigkeit. Die Gesperberten hatten seit einiger Zeil allerdings Last mit einer gelblichroten lris, die vor allem bei den Hähnen anzutreffen war. Da bei anderen Rassen mit Sperberfaktor eine rote lris ebenfalls verlangt und auch mühelos erreicht wird, muß hier die Züchterhand in Verbindung mit entsprechender Fütterung (Mais, Rote Beete, Möhren) rechtzeitig vor der Ausstellungssaison eingesetzt werden.
Weiße Schnäbel und Läufe bei den Weißen bzw. helle Schnäbel und Läufe bei den Gesperberten bereiten wenig Sorgen, wenn man von der Beinfarbe der gesperberten Hennen ab- sieht, bei denen die richtige Färbung immer ein wenig Kummer machen wird.

Der derzeitige Zuchtstand:

Unmittelbar nach dem letzten Krieg erreichte die Rasse ihren Höhepunkt. Bei den Lipsia- Schauen in Leipzig und auch in Dresden zeigten sich alle drei Farbenschläge in langen Käfigreihen. Auch bei uns konnte die ,,Eleganz im Zwiehuhntyp“ Gefallen finden, so daß der Sonderverein von mir wieder ins Leben gerufen wurde. Durch unglückliche Umstände mußten um 1975 sehr gute Züchter die Rasse aufgeben, und so war der Verbreitung der Rasse ein Riegel vorgeschoben. Zudem verstärkte sich die Verbreitung des Dachschwanzes; dieses Ubel war durch die zuletzt sehr eng gewordene Zuchtbasis nicht mehr mit den vorhandenen Blutlinien beherrschbar. Den Rest bekam der schwarze Farbenschlag dann bei den letzten Sonderschauen, als es zu einer in die Sackgasse führenden Auseinandersetzung um die richtige Augenfarbe kam. Damals wurde durch laufende Fremdblutzuführung aus der DDR die Augenfarbe aufgehellt. Wieder einmal Rotlicht für das Sachsenhuhn? Fast 20 Jahre ordentliche Auf- bauarbeit schienen verloren.
Es ist allein der Beharrlichkeit der Züchter Fröhner, Rotenburg, Budesheim, Homberg, und Sternberger, Wiesbaden, zu verdanken, daß es hier doch nicht zum endgültigen Aus gekommen ist. Die Nationale in Dortmund 1985 brachte die Überraschung, nicht nur in der Meldezahl von wieder 32 Tieren, sondern vor allem beim gesperberten Farbenschlag. Budesheim und Fröhner zeigten vornehmlich bei den Hennen Vertreter, die in der Oberlinie zusagen konnten, weil die fest anliegende Feder, eine Rarität bei gesperberten Hühnerrassen, gewährleistet war und das bis hinunter zu den Schenkeln. Das in Dortmund gezeigte Tiermaterial zeigte die Standortbestimmung, und mit dieser können wir derzeit zufrieden sein.
Wir haben im BDRG z. Z. eine nicht zu übersehende Nostalgiewelle. Diese sollte auch für das Sachsenhuhn genutzt werden, weil nicht einzusehen ist, warum es für diese Rasse nur immer Rotlicht geben soll. lm Sonderverein hat man sich jetzt ganz klar für eine jährliche Ausstellung auf größeren Schauen festgelegt, selbst unter klarer Erkenntnis der viel zu hohen Standgelder bei Landes- oder Bundesschauen.Sonderschauen in der Provinz, bei niedrigem Standgeld, kann sich nur ein großer Sonderverein leisten, dessen Rasse weit verbreitet ist.
Nach dieser Bestandsaufnahme unserer eleganten Sachsenhühner sollte es vielleicht doch einmal wieder heißen: „Grünes Licht für das Sachsenhuhn !“

Sachsenhühner 1990

Geflügel Börse, Michael von Lüttwitz: Sachsenhühner

Bereits der Rassename scheint den Herkunftsort dieser Hühnerrasse anzugeben : Sachsen. Doch ganz so einfach ist es nicht, denn dje Wiege der Sachsenhühner stand nicht nur im sächsischen Erzgebirge, sondern auch in Ober- bayern. wo bereits Bruno Dürigen im ersten Viertel dieses Jahrhunderts in seinem Buch
,,Geflügelzucht“ niedergeschrieben hat. Da das neu kreierte Landhuhn in Sachsen zuerst durchgezüchtet und zur Anerkennung gebracht worden war, gab man dem Namen
,,Sächsisches Landhuhn“ oder Sachsenhuhn den Vorzug zugunsten einer eventuell auf Oberbayern hindeutenden Namensgebung. Obwohl die Herauszüchtung in den 8Oer Jahren des letzten Jahrhunderts stattfand und die Rasse demgemäß an die 100 Jahre existent ist, konnte sie sich bislang noch nicht das Prädikat ,,zahlreich verbreitete Rasse“ erwerben. Jedoch soll auch nicht verschwiegen werden, daß zurückliegende Hochzuchtzeiten den Gedanken an eine zahlreiche Individuenschar mit umfassender Verbreitung aufkommen ließen. Andererseits zeigen 44 Sachsenhuhner auf der Nationalen Rassegeflügelschau 1989, daß die Sachsenhühner auch nicht gerade ein Schattendasein führen. Hinzu kommt, daß diese Rasse auch in der ehemaligen DDR Verbreitung gefunden hat.


Betrachtet man die Sachsenhühner in Dü̈rigens zitiertem Buch von 1921 (gemalt von Zander 1917) im Vergleich zu heute, so wird offensichtlich. daß sich in den dazwischenliegenden Jahrzehnten etwas getan hat. Obwohl Deutsche Langschan zur HerauszÜcntung der Sachsenhühner gedient haben, ist deren Blut bei den damaligen Vertretern bei weitem nicht so klar erkennbar wie bei den heutigen – zumindest was die Oberlinie betrifft. Zeigten die früheren ,,Sachsen“ noch eine Rücken-Schwanz- Linie a’̈ la heutige Welsumer, allerdings bei leicht abfallender Haltung, so lassen die heutigen Sachsenhühner eine harrnonisch gezogene, auf keinen Fall eckige Linienführung erkennen, eben im Stil der Deutschen Langschan, jedoch flacher im Anstieg. Zumindest ist dies die Standardforderung. ln der Realität sieht man immer wieder eine zu flache Oberlinie oder eine zu anziehende, wodurch es in letzterem Fall zur Winkelung zwischen Sattel und Schwanz kommt.

Der etwas langgestreckte und zugleich kräftige Körper mit seinem mittellangen, gezogenen Schwanz läßt den Sachsennuhn ernen Ausdruck von Wucht und dennoch Schnittigkeit zukommen. Mit seinen zwei bis drei Kilogramm Gewicht verkörpert der ,,Sachse“ demgemäß zwei sich anscheinend wiedesprechende Formattribute in sich.
Zur Eleganz gehört auch ein freier Stand, Tiere, bei denen die Schenkel nicht mehr erkennbar sind, weil sie im üppigen Seitengefieder verschwinden, strahlen nur Plumpheit aus, was eine Abbildung aus den 50er Jahren in der ,,Geflügel-Börse“ 22186 deutlich macht. Aber auch das Gegenteil, ein zu hoher Stand, ein Erbe der Deutschen Langschan, gefällt nicht. Das gesunde Mittelmaß ist, wie allzuoft, gefragt.


Wesentlicher Bestandteil einer schnittrqen Figur ist eine rassige Unterlinie, die durch eine breite, gut ausgeformte Brustpartie und einen vollen und vor allem lang ausgezogenen Bauch zur Geltung kommt. Kompakte, figürlich zusammengeschobene Typen sind fehl am Platze.
Formlich vollendet die Schwanzpartie das Sachsenhuhn, Beim Hahn werden die leicht gefächerten Steuern gleichmäßig von den breiten Sicheln bzw. Nebensicheln abgedeckt. Fehlendes Sichelwerk läßt die Ausstrahlungskraft des stolzen ,,Sachsen“ herabsinken. Die Henne zeigt eine mäßig gefächerte Schwanzpartie, die weder spitz noch sonderlich breit sein soll. Wichtig ist vor allem, daß die Hinterpartie gezogen ist und wie bei der Oberlinie bereits angemerkt, etwas ansteigt. Vertreter mtt kurzer Hinterpartie, flacher Schwanzhaltung, schlechter Sichel- bzw. Nebensichelbildung oder winkeln- dem Sattel-Schwanz-Ubergang gelten, um es nochmals zu wiederholen, als out . Jedoch muß man farbschlagmäßig differenzieren, denn von den zahlreich verbreiteten Schwarzen kann man mehr verlangen als von den seltenen Weißen.
Ganz besonders ,,out“ sind Hennen mit schlechter oberer Schwanzdeckfederlage, die man verstärkt immer wieder antrifft – aber als Trost sei gesagt, daß dieses Manko auch bei etlichen anderen Rasssen zutage tritt. Aber wie überall bringt eine zielgerichtete Zuchtarbeit Abhilfe.
lm Bereich der Kopfpunkte wird ein relativ kleiner, gleichmäßig gezackter Kamm gefordert. Dieser zeigt auf breiter Basis noch keine Ausgeglichenheit. lmmer wieder sind unregelmäßige Schnitte ein Grund für Abstufungen. Harte Se- lektion sollte diesem Ubel ein Ende bereiten.
Die Ohrscheiben werden bei werßer Farbgebung in mandelförmiger Form gefordert. Rötliche Ohrscheiben sind laut Standard ein grober Fehler, und zuweilen beobachtet man auch, daß die kristalline Substanz der Ohrscheiben leicht aufs Gesicht ubergreift. Man spricht dann von Gesichtsschimmel, und dieser ist natürlich verp0nt.
Die Augenfarbe wird rot gefordert bei den Weißen und Gesperberten, bei den Schwarzen isi die Augenfarbe infolge der Eumelaninbildung und -einlagerung in Gefieder und Läufen dunkel, Zuweilen haben die Schwarzen mit lrisaufhellungen zu kämpfen, parallel hellt dabei auch die Lauffarbe auf. Dieses Manko dürfte seine Ursache in zurückliegenden Einkreuzungen haben,Durch das fehlende schwarze Melanin beim weißen Farbschlag sind die Läufe logischerweise hell. Etwas anders verhält es sich bei den Gesperberten. Dieser Farbschlag ist im Grunde genommen schwarz, aber der Sperberfaktor unterbricht bzw. verdünnt das schwarze Pigment in Form von ,,Streifen“. Mit dieser Farbstoffverdünnung geht auch die Hemmung der normalerwetse schwarzen Ausfärbung der Läufe einher, d. h., die Lauffarbe wird hell.

Hell muß man aber in Anführungszeichen setzen, was seine Ursache im geschlechtsgebundenen Sperberfaktor hat. Mit anderen Worten: Reinerbige Hähne haben den Sperberfaktor doppelt, weil sie zweimal das sogenannte X- Geschlechtschromosom besitzen. Hennen haben dieses Chromosom nur einmal und damit auch den Sperberfaktor. Das hat Konsequenzen im Aussehen: Der doppelte Sperberfaktor unterdrückt bei dem Hahn die schwarze Farbgebung stärker als der einfache bei der Henne, folglich hat der Hahn reine Läufe und die Henne fast immer schwärzlich angehauchte. Auch ist das Federkleid der Henne im Gesamtbild dunkler als beim Hahn,
Wie bereits angeklungen, existieren die Sachsenhühner laut bundesdeutschem Standard in drei Farbschlägen: Schwarz, Gesperbert und Weiß. In der ehemaligen DDR kennt man noch den Farbschlag Gelb.

Die Schwarzen müssen bei reinschwarzer Gefiederfarbe einen grünen Lack aufweisen. Blaulack oder violetter Glanz oder duffe Gefiederareale sind verpönt. Deshalb dürfen nur Tiere mit Grünlack das Prädikat ,,Zuchttier“ erhalten, Wird dieses nicht beachtet und der eine oder andere nicht grünglänzende Nachwuchs ausgestellt, bleibt dem Preisrichter nichts anderes übrig, als in die tiefe Notenskala zu greifen.

Die gesperberten Sachsenhühner weisen ber schwarzer Grundiarbe eine graülichweiße Sperberung auf . Zuweilen spricht man auch von einer lichtblauen, leicht blauen oder hellblauen Sperberfarbe. Das ganze Zeichnungs-Farbbild wirkt in gewisser Weise verschwommen, vor allem bei der Henne. Wäre das Farbzeichnungsbild scharf und klar, würde man von einer Streifung sprechen, aber genau die sollen die ,,Sachsen“ nicht aufweisen. Natürlich darf die Sperberung nicht die Schwelle zu einem diffusen oder ineinander übergehendes Farb-Zeichnungsbild überschreiten. Eine gewisse Markanz und ,,Schärfe‘ muß schon vorhanden sein.

Vor allem sollte man auf eine durchgehende Sperberung der Steuern und Schwingen achten. Schilf gilt auch bei diesem Farbschlag als Fehler. Der Hals des Hahnes darf sich in der Intensität nicht hell vom übrigen Gefieder abset- zen. Schleichen sich ins Sperberbild braune oder andere Farbtöne ein, so fällt die Bewertung unter sg.
Zuchtmäßig kann man in die Gesperberten ruhig auch einmal schwarze Sachsenhühner einsetzen, denn wie gesagt, gesperberte sind von Natur aus schwarz. Durch Kreuzung beider Farbschläge kann sich für die Gesperberten typmäßig ein Vorteil ergeben. Natüriich ist eine anschließende harte Selektion unabdingbar.
Weiße Sachsenhühner brauchen wie viele andere weißen Rassevertreter eine besondere Pflege, und auch ein Waschen ist zuweilen vor der Austellung nötig. Vielleicht ist dieser Mehrautwand mit eine Ursache für die geringe Verbreitung der Weißen, was für die BR Deutschland und die ehemalige DDR gleichermaßen gilt. Korrekt gehaltene weiße Verlreter vermögen durchaus eine reinweiße Farbe zu zeigen. Da sie nur eine minimale Anhängerschar besitzen, liegt ihr Zuchtstand am tiefsten von allen vier Farbschlägen.
Gelbe Sachsenhühner sollen über dem ganzen Körper ein gleichmäßiges Gelb zeigen, das infolge von Wettereinflüssen wie bei vielen anderen gelben Rassen jedoch in Mitleidenschhaft gezogen werden kann. Auch die Federkiele mitsamt dem Untergefieder zeigen ein Gelb, Tauchen in den Steuern und Schwingen Rieselungen auf. so ist dies. sofern sie eine gewisse Grenze nicht überschreiten, für die Bewertung nicht nachteilig.
Da sich inzwischen eine Schar von engagierten Züchtern um das Sachsenhuhn kümmert. ist ein verstärkter Schub nach vorn zu erwarten. Zuchtstrategisch erweist sich der kleine Zuchtstamm mit überzeuqenden Vertretern vorteilhaft. Ausgleichspaarungen sollten nur dort vorgenommen werden, wo es nicht anders möglich isi. Dabei steht die anschließende Selektion an erster Stelle. Uber allem darüber steht die Vitalität und auch Legetätigkeit der Hennen, denn beides sind die Grundlagen für eine ,,gesunde“ Rassegeflügelzucht.
Unter dieser Prämisse werden die Sachsenhühner, die mit ihrem nahezu einzigartigen Erscheinungsbild den Hühnerliebhaber zweifellos ansprechen, ihren Weg machen. Für jeden, der noch eine Rasse sucht, lohnt es sich, die Sachsenhühner in Augenschein zu nehmen. Denn die Rasse ist im Aufwind, und wer zeitig einsteigt, wird auch beim Erntedankfest an maßgeblicher Stelle dabeisein.

Sachsenhühner 1992

Geflügel Börse: Sachsenhühner anno dazumal und heute – Heino Michaelis

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die zwanziger Jahre gab es eine viel geringere Vielfalt an Rassen als heute. Deshalb verwundert es nicht, daß sich Züchter verstärkt mit der Erschaffung neuer Rassen befaßten. Daß dies in den meisten Fällen mit Erfolg gekrönt war, zeigt unsere heutige Rassenvielfalt.
In den Kreis der neuen Rassen gehörten im beschriebenen Zertraum auch die Sachsenhühner. lhnen ging jedoch ein längerer Werdegang voraus, als man dies gemeinhin bei anderen Rassen dieser Zeitphase kennt. lm DDR Standard, aber auch im bundesdeutschen steht unter Herkunft: ,,Deutsche Züchtung seit 1900″. Das ist nur bedingt richtig- Sachsenhühner existierten als Landhuhnschlag schon früher, erst 1914 wurde eine Musterbeschreibung, wie man damals den Standard nannte, aufgestellt. Richtig los mit der Durchzüchtung ging es erst 1921 . In jenem Jahr wurde der Sonderverein gegründet.
Vor der Namensfestlegung,,Sachsenhuhn“ trug dieser Landhuhnschlag die Bezeichnung ..sächsisches Landhuhn“. Die Halter waren meistens Bauern, die ein robustes, wetterhartes und vor allem leistungsstarkes Huhn brauchten. Eine Anpassung an das rauhe Klima des Erzgebirges ist zum Beispiel der kleine Kamm.
Neben dem klassischen schwarzen Farbschlag, dessen Erzüchtung Moritz Agsten, Chemnitz-Ebersdorf, zugeschrieben wird, wurden Anfang der zwanziger Jahre auch der weiße und gesperberte von Arthur Esche, ebenfalls Chemnitz-Ebersdorf, erzüchtet. Nach anfänglicher Begeisterung für das weiße Sachsenhuhn trat diese Farbe dann in den Schatten von Schwarz und Gesperbert. Zuweilen bestand der weiße Farbschlag nur auf dem Papier. Heute versuchen wieder einige Züchter, diese Farbe züchterisch zu fördern.
In der DDR und nun in Deutschland kam als vierter Farbschlag der gelbe hinzu, an dessen Entstehung viele Züchter mitgearbeitet haben sollen.
Der heutige Standard ist in seinen Hauptforderungen wahrscheinlich noch derselbe wie 1914. Schon damals galten als Grundpfeiler: Robustheit, kleine Kämme (weniger frostgefährdet), weiße Ohrscheiben und Wirtschaftlichkeit. Diese Forderungen waren ein Fundament der Sachsenhuhnzucht, wobei man heute mit Wirtschaftlichkeit vielleicht verstärkt den Leistungstyp angesprochen sehen sollte.
Zu diesem Wirtschaftstyp gehört selbstredend die Form: sanft ansteigende Rückenlinie, die ohne Unterbrechung im Sattel- und Schwanzbereich fortgesetzt wird, der Größenrahmen. die tiefe. volle Brust und der volle Legebauch bei der Henne. Die Schwanzpartie muß beim Hahn breit angesetzt, voll und mit nicht allzulangen Hauptsicheln versehen sein. Bei der Henne verhält es sich ebenso, wobei sich die relativ breite Schwanzpartie verjungt und in einer Spitze endet. Darauf muß großer Wert gelegt werden, denn schmale, lange, sogenannte Peitschenschwänze sind abzulehnen.
Sachsenhühner gehören in die Gruppe der Zwischentyphühner. Gefordert werden beim Hahn 2,5 bis 3 Kilogramm, bei der Henne ein halbes Kilogramm weniger, Damit entsprechen Sachsenhühner kräftigen ltalienern. Deswegen sind die Sachsenhühner durchaus zu Zwiehühnern zu zählen. was ihre Fleisch- und Eierleistung auch unterstreicht. Leichte, flüchtige Ver treter sind somit kein erstrebenswertes Zuchtziel.
Da in den Sachsenhühnern das Blut von Minorkas und Deutschen Langschan fließt, gibt es mit dem Gefieder der Schwarzen keine Probleme. Zu große Kopfpunkte wurden im Laufe der Jahrzehnte ebenfalls ad acta gelegt, was auch für die Gesperberten gilt. Die Gelben haben diesbezüglich noch Nachholbedarf.
Die schwarzen Sachsenhühner können zweifellos als Paradefarbschlag angesprochen werden. Bei den Gesperberten bedarf es der Verbesserung der Rücken-Schwanz-Linie und der Schwanzform – eine flache Oberlinie und ein Peitschenschwanz passen nicht zum Sachsenhuhn. Vor allem darf der Rücken nicht langgestreckt und flach sein a’̈ la Deutscher Sperber, sondern muß leicht ansteigend sein. Den Deutschen-Sperber-Typ sieht man immer wieder im Sachsenhuhn verwirklicht – das darf nicht sein.
Die Füße der Gesperberten sind hell gefordert, aber ein dunkler Anflug ist erlaubt. Doch: Wo liegt die Grenze? Offenkundig ist, daß es Gesperberte mit reinen Läufen gab und gibt. Dieses ist das Zuchtziel und sollte im Standard klar herausgestellt werden.
Ber den Gelben werden ausschließlich helle Läufe gefordert. Trotzdem sieht man immer wieder einmal Vertreter mit dunklem Anflug. Dieses ist, im Gegensatz zu den Gesperberten, die ja ganz andere genetische Zusammenhänge aufweisen, ein Fehler.

lm Farb-Zeichnung-Bild muß ein gesperbertes Sachsenhuhn auch tatsächlich gesperbert sein und nicht gestreift. Hier gibt es noch einigen Nachholbedarf, genauso darf das gesamte Erscheinungsbild nicht zu einem bräunlichen Ton tendieren. Das sind Fehler, die den Preisrichter unnachsichtig zu tiefen Noten zwingen.
Auch die gelben Sachsenhühner haben farbliche Probleme, zeigten aber in den letzten Jahren Fortschritte. Als Farbton wird ein sattes Gelb verlangt. Die Farbe darf nicht ins Strohgelbe oder ins rötllche Gelb gehen. lst bei richtiger Oberfarbe auch das Untergefieder noch gelb, so handelt es sich farblich um ein sehr wertvolles Zucht- und selbstverständlich auch Ausstellungstier.
Wenn man von den Sachsenhühnern spricht. kommt man nicht umhin, auch kurz auf die Zwergform einzugehen, die es Ende der zwanziger Jahre bereits gab und anerkannt gewesen sein soll. Mangelnde Verbreitung ließ sie dann aber schnell wieder ins Abseits verschwinden. Auch in jüngster Zeit läuft ein Vorstellungsverfahren für die Zwerg-Sachsenhühner. Die Qualität war aber nicht so gut, so daß sie bis jetzt noch keine Anerkennung erfahren konnten. Weiterhin bleibt festzuhalten, daß die Zwerge 1991 nicht mehr als Neuzüchtung in Erscheinung traten. lst das bereits der Anfang vom Ende?

Gerade den sächsischen Züchtern lag es stark am Herzen, ihre Rasse über ihre Heimat hinaus zu verbreiten. Es scheint gelungen zu sein, denn auch während der Zeit der deutschen Teilung wurde bei den Sachsenhühnern in bei- den Teilen Deutschlands viel geleistet. Jetzt, nachdem sich der Sonderverein und die Spezialzuchtgemeinschaft verernigt haben, durfte eine Basis vorhanden sein, die einen weiteren Schub nach vorn bewirkt.

Sachsenhühner 2001

Geflügel Börse: Sachsenhühner mit einmaliger Oberlinie – Fritz Schöne

Sachsenhühner verkörpern eine alte, „deutsche Rasse“ der Erzgebirgsregion. Heute sind Sachsenhühner über ganz Deutschland verbreitet, wenn auch nicht allzu zahlreich. Eigentlich setzte die breitere Zuchtbasis erst 1921 ein, als Arlhur Esche aus Chemnrtz den Sonderverein der Sachsenhühner ins Leben gerufen hatte.
Die Herauszüchtung eines Nutzhuhnes für das raue Klima im Erzgebirge wurde schon im Jahre 1886 auf Anraten des damaligen Landesverbandes empfohlen. Von ihm ging auch aus, dass ländliche Zuchtstationen einqerichtet wurden.


Anfangs sollten die Hühner den Rassenamen ,,Sächsisches Landhuhn“ erhalten, aber mit der Gründung des SV wurde die Rassebezeichnung in Sachsenhuhn umbenannt. Neben den zur damaligen Zeit bodenständigen Tieren wurden vor allem die zu dieser Zeit außerordentlich beliebten Minorkas und Langschan eingekreuzt. Zur Verbesserung der Schwanzfülle verwendete man sogar später noch Sumatras. Neben der vitalen Form mit fließenden Linien, die eine gute Legeleistung versprach, wurde bei der Zuchtauswahl vor allem auf kleine Einfachkämme ge- achtet. Diese galten damals als Hauptforderung des Bundes Deutscher Geflügelzüchter. Damit sollte gewährleistet sein, dass die Tiere im Winter keine Edrierungen erleiden. Dieses Malheur wäre mit einem langen Eierausfall verbunden gewesen. Rassen mit kleinem Kamm sind vor Erfrierungen geschützt und dementsprechend gibt es im Winter keinen Legeausfall.


Arlhur Esche setzte sich besonders für die noch junge Rasse ein und verwendete seine gesamte Zeit, um eine Einheitlichkeit in der Form und dazu eine prima Legeleistung in den Zuchten zu koordinieren. Er war der Denker und Lenker der Zucht geworden. Anfangs gab es nur schwarze Tiere, aber schon ab 1923 begann man mit der Erzüchtung des gesperbeden und weißen Farbschlages.


Wichtig war damals, dass man von vornher ein alle Rassemerkmale auf den Leistungsgedanken ausrichtete. Der kleine regelmäßig gezackte Kamm und die kurzen, im Gewebe feinen Kehllappen, welche dem Frost wenig Angriffsfläche bieten, fanden besondere Berücksichtigung. Hennen mii umliegendem Kamm sollten auch bei feinstem Typ nicht über ein ,,g“ hinauskommen. Die recht kleinen mandelförmigen weißen und recht zarten Ohrscheiben rundeten das relativ kleine Kopfprofil ab.
Das Besondere in der Form, das rasseeigene Hauptmerkmal, ist der leicht ansieigende Rücken, der gleich nach dem Halsbehang beginnt und ohne abzusetzen bis in den Schwanz
ansteigen sollte. Diese Linienführung lässt Langschanblut erkennen. Ein gerader oder abfallender Rücken ist abzulehnen. Trotz des ansteigenden Rückens und Schwanzes ist darauf zu achten. dass besonders die Hennen nicht stark abgesetzte Rückenpolster zeigen. Bei den Hähnen ist ein fülliger Sattelbehang zur Erhaltung der gewünschten oberen Linienführung notwendig. Gerade der Rücken-Schwanz-Anstieg ist ein wesentliches Rassemerkmal, das nur den Sachsenhühnern eigen ist. Dadurch unterscheiden sie sich vom gewöhnlichen Land- huhntyp. lhm gilt bei der Zucht größte Aufmerksamkeit. Tiere mit hohlen oder zu kurzen Rücken sind minderwertig für die Zucht.
Der Schwanz sollte immer breite, mittellange Sichelfedern aufweisen. Reichlich Nebensicheln gehören nun einmal dazu wie das schon angesprochene reichtiche Sattelgefieder. Der Hennenschwanz, der ja recht breit angesetzt sein sollte und sich nach oben verjüngt, sollte ebenfalls gut eingedeckt sein. Die Besonderheit ist hier, wenn man die Henne im Schwanz von oben betrachtet, leicht an den Seiten gerundet. Von hinten betrachtet, wird der Schwanz leicht offen getragen.
Die etwas kräftige. elegante und langgestreckte Form ruht auf mittelhohen Beinen. Durch die straffen Federn sind die Schenkel gut sichtbar. Zur vollendeten Körperform gehört auch eine volle Brust und ein gut ausgebildeter Legebauch, denn all das unterstreicht eigentlich den Widschaftstypus. Der Flügel muss straff und gut am Körper anliegen.
Die Sachsenhühner werden in vier Farbschlägen gezüchtei. Nachdem über viele Jahrzehnte nur Schwarze, später dann Weiße und Gesperbede gezüchtet wurden. hat man nun auch den gelben Schlag zugelassen. Kurzzeitig wurden auch einmal silberhalsige Tiere gezüchtet. Sie fanden aber nur wenig Anklang, vor allem fanden sie keine ausdauernden Züchter, sodass sie vor der Anerkennung wieder verschwunden sind.


Der schwarze Schlag, der bis heute die größte Verbreitung hat, sollte einen schönen Grünglanz besitzen. Man spricht hier immer von einer guten Lackfarbe. Jegliches Bronze oder Violett im Gefieder ist unerwünscht. Die Augenfarbe wird dunkelbraun gewünscht, sodass ohne weiteres eine schöne Lauffarbe zu erreichen ist.
Die Gesperberten haben Ende der 5Oer und Anfang der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts eine Blüiezeit erreicht. Allgemein konnten in den letzten Jahren Tiere mit einer recht schönen Sperberung gezeigt werden. Dennoch zei- gen nur wenige Aussteller diese Farbe. Gesperberte Tiere werden durch die etwas pfeilförmige Streifung immer etwas unscharf im Farbbild aussehen, besonders wenn man das Tier aus der Entfernung betrachtet.


Leider sind im Standard keine Farbbeschreibungen festgelegt, obwohl wiederholt in Fachzeitschriften die Farbe beschrieben wurde. Die intensive schwarze Grundfarbe wird von milchblauen Streifen abgegrenzt. Die hellere Farbe des Hahnes darf sich nicht in zu viel weißer oder verwaschener Schwanzfarbe kenntlich machen. Beim Hahn erscheinen die leicht bogigen Querbänder in gleicher Breite, bei der Henne sind die dunkleren Federleile etwas breiter als die hellen, sodass das Farbbild allgemein dunkler erscheint. Flügeldreieck und Schwanz sollten noch gezeichnet sein. Wenig Schilf in den Sicheln sollte nur als leichter Fehler, besonders bei alten Hähnen, gelten, zumal es nur wenige ZüchIer sind, die diesen Schlag züchten. Hell abgesetzte Behänge und Schulterfarbe sind natürlich unerwünscht und entwerten. Desgleichen ist brauner oder gelber Anflug nicht erwünscht-

Die Fußfarbe wird bei diesem Farbschlag weiß (hell) verlangt, wobei einige dunkle Schuppen nicht entwerten, denn diese Tiere zeigen oft die schönste Sperberfarbe. Junghennen zeigen oft bis zu Beginn des Legens einen dunklen, rauchigen Anflug, der sich dann bald verliert und bei der Bewertung außer Acht gelassen werden sollte. Die Augen sollten rot sein und nicht zu hell werden.


Wenn Hahn und Henne im gleichen Farbbild ausgestellt werden, so ist das falsch und nur über Zweistammzucht zu erreichen. Der Hahn muss immer heller als die Henne sein.
Der weiße Schlag zeigte sich über viele Jahre recht vollendet, zumal hier der Herauszüchter laufend beste, auf Leistung geprüfte Tiere verkaufte. Er konnte durch seine laufende Fallnestkontrolle entsprechende Zuchtlinien auf- bauen, das kam dem Farbschlag besonders zugute. Nach seinem Tod jst es um diesen Schlag etwas still geworden.
Die weißen Sachsenhühner sollten rein weiß sein und keinen gelben Anflug zeigen. Da besonders die Hähne im Schmuckgefieder etwas gelb werden, ist darauf zu achten, dass Hähne, die im Kükenalter die erste Mauser durchmachen, einen rosa Kiel haben und nicht gelblich im Kiel sind. Einige unwesentliche schwarze Spritzer im Gefieder sollten im Interesse der Zucht tolerant bewertet werden. Das gewünschte rote Auge darf nicht zu hell sein. Die weißen Läufe und Schnäbel ohne Gelbpigment passen gut dazu. Jegliches Gelb ist ein grober Fehler!
Das Jüngste Kind bei den Sachsenhühnern ist der gelbe Schlag, der einige aktive Züchter gefunden hat, die mit den Zuchtschwierigkeiten kämpfen. Die gelbe Farbe hat ihre Tücken, aber was nützt eine schöne Farbe, wenn es kein Sachsenhuhn mehr ist. Erst die Form und dann die Farbe!


Die Farbe ist abhängig von der Art der eingelagerten Pigmente (Melanine) und der Struktur der Feder. Es gibt verschiedene Pigmentgruppen unter den Melaninen. Eine satte ledergelbe Gefiederfarbe, wie man sie beim gelben Schlag wünscht, ist oft recht schwierig zu erzüchien, zumal man die Farbe noch gleichmäßig, ohne jeden Ubergang nach Rot oder Braun wünscht. Besonders Hähne haben eine Tendenz dazu. Auch sollten sie möglichst ohne Pfeffer oder Weiß, sprich Schilf in Schwanz und Schwingen sein. lch bin allerdings der Meinung, dass etwas Pfeffer in Schwanz und Handschwung unter bestimmten Umständen sogar als Farbreserve betrachtet werden kann. Besonders ist darauf zu achten, dass keine Federn außerhalb des normalen Mauserzyklus gezogen oder durch Beißereien herausgerissen werden. Solche Federn werden meist schilfig, da die Melanine in der Federwurzel nicht für die Farbstoffentwicklung ausreichen. Mir ist aufgefallen, dass besonders bei den Hähnen auf den Schultern, im Bereich der sattesten Farbe unliebsame weiße Tupfen vorhanden sind – oft etwas unscheinbar. Diese Hähne sind nur mit größter Vorsicht in der Zucht zu verwenden, denn sie sind es, welche die fleckige Hennenfarbe fördern.


Oft tritt die fleckige Farbe erst nach dem Legebeginn auf. Hennen, die derart viel Pigment haben, dass keine Farbveränderung eintritt, sind Gold wert. Diese Tiere sind enorm wertvoll für die Zucht, denn ihr Erbgut hilft das Problem des Farbschwundes zu verbessern.
Tiere mit weißem, grauem oder rußigem Untergefieder sind nur mit Vorsicht in der Zucht zu verwenden. Am gefährlichsten ist hier das zu helle oder gar weiße Untergefieder. Dieser Farbstoffmangel ist ein fortgeschrittenes Anzeichen für zu helle Tiere.
Ein wichtiger Faktor bei der Zucht der Gelben ist die Gleichmäßigkeit des Farbtones. Ob das Tier eine ldee heller oder dunkler ist, spieli dabei keine Rolle. Unerwünscht ist, was besonders bei der Henne vorkommt, dass die Feder einen dunkleren Fettsaum aufweist. Farblich absetzende Hals- und Sattelbehänge beim Hahn sind ebenso unerwünscht und entsprechend zurückzusetzen. Aber Vorsicht: Oft erscheint das Schmuckgefieder aufgrund seiner Federstruktur glänzender als das Mantelgefieder. Dies sollte nicht mit farblich zu dunklen Hals- und Sattelfedern verwechselt werden.


Der gelbe Schlag sollte rote Augen und helle Läufe ohne jegliches Gelbpigment besitzen. Eher sollte man hier etwas rauchig angelaufene Läufe gestatten. Sie rühren von Schwarzeinkreuzungen her. Oft sind diese Tiere die schönsten Formenvertreter
Wenn ich mir die Tiere zur Hauptsonderschau in Leipzig vor Augen halte, so kann man vom Zuchtstand her sehr zufrieden sein. 6 Züchter stellten 32 schwarze Tiere in einem guten Durchschnitt aus. Leider zeigte nur 1 Aussteller 8 prima Weiße. Hält denn wirklich das Baden der weißen Tiere die Züchler so sehr davon ab, diese Farbe zu züchten? Erfreulich ist eigentlich, dass 5 Züchter 29 gelbe Sachsenhühner zeigten. Sichtbare Zuchtfortschritte überraschten. Bei den Gesperberlen erschien nur’1 Züchter mit 8 Tieren. Es ist eigentlich schade, dass die Weißen und Gesperberien keine Anhänger finden bzw. die Züchter kaum Anhänger suchen. Edreulich ist, dass die Jugendabteilung zur Hauptschau 5 schwarze, 6 gelbe und 5 gesperberte Tiere zeigte. Das ist hoffnungsvoll.


Da sich das Sachsenhuhn zumeist in Ställen von Züchtern mit geringer Tierhaltungszahl befindet, war es bisher nicht möglich, an einer Legeleistungsprüfung teilzunehmen. Jedoch bestätigen die Züchter, dass die Sachsenhühner fleißig legen und kaum Eier unter 55 Gramm vorkommen. Oft geht ihr Gewichi bis zu 60 Gramm und mehr, wobei die übergroßen Eier oft nicht den besten Schlupf bringen. Die geschlüpften Küken befiedern sich recht schnell. sodass sie nur kurze Zeit eine Zusatzwärme benötigen.
Mit dem Gewicht von 2 bis 3 Kilogramm bringen die Sachsenhühner eigentlich alle Voraussetzungen für eine auch nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgerichtete Rasse. So werden der Hahn mit der Ringgröße 20 und die Henne mrt 18 beringt. Besonders ökonomisch ist die Haltung bei unbegrenztem Auslauf. Hier finden die Sachenhühner viel Zusatzfutter. Jungtiere, die einen freien Auslauf erhalten, beginnen oft zwei Wochen eher mit dem Legen als solche, die im begrenzten Auslauf aufwachsen. Warum versuchen Sie es nicht einmal mit den Sachsenhühnern? Sollten Sie Tiere benötigen oder weitere Informationen wünschen, wenden Sie sich an den Vorsitzenden des SV Horst Fricke, Ziegenheiner Str. 35 b, 01623 Rüsseina, Tel. (03 52 42) 6 72 06. Fritz Schöne

Sachsenhühner 2003

Geflügel Börse: Sachsenhühner sind rar – Wilhelm Kämmerling

Solange man in der Rassegeflügelzucht zurückdenken kann, gab es Hühnerimpode aus den verschiedensten Teilen der Welt. Einige dieser Hühnerrassen wurden aufgrund ihrer Popularität innerhalb kürzester Zeit zu so genannten ,,Moderassen“, andere prägten nachhaltig die Geflügelzucht. Die neu importierlen Hühnerrassen konnten aufgrund ihrer teilweise geringen klimatischen Anpassung nicht immer das halten, was ihnen als Ruf vorauseilte. So setzte sich in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts die Erkenntnis durch, dass weder die großen Asiaten, aufgrund ihrer Brutlust, noch die spanischen Rassen, aufgrund ihrer größeren Wetterempfindlichkeit, die ldeallösung darstellen. Dies galt insbesondere für die klimatisch ungünstigeren, kälteren Gebiete Deutschlands.


Der Wunsch nach einem unempfindlichen Nutzhuhn mit relativ kleinen Kopfpunkten, speziell angepasst an das raue Klima des Erzgebirges und Oberbayerns, war der Startschuss für die Erzüchtung des Sachsenhuhns. Ausgangsbasis war die Kreuzung des wetterfesten Deutschen Langschans (damaliger Zuchtrichtung) mit den als Legerasse bevorzugten Minorkas. Besonders der sächsische Landesverband der Rassegeflügelzüchter nahm sich der neuen Kreuzung an und errichtete mehrere Zuchtstationen.
Dadurch sollte die Verbreitung der 1914 neu anerkannten Rasse gefördert werden. Aufgrund der geringen Unterschiede zum gewöhnlichen Bauernhuhn und durch das Aufkommen neuer amerikanischer und englischer Rassen, insbesondere der Leghorn, war das Interesse an den Sachsenhühnern jedoch gering. Dies änderte sich erst, als man Sumatras für eine elegantere Form sowie kleinere Kopfpunkte und schwarze Italiener zur Vereinheitlichung des Typs einkreuzte. Dies schlug sich 1920 in der überarbeiteten Musterbeschreibung bezüglich der Körperform nieder und fand 1921 seinen Höhepunkt in der Gründung eines Sondervereins. Dennoch kam es in Deutschland bis heute zu keiner flächendeckenden Verbreitung des Sachsenhuhns. Heute zählt diese Rasse zu den stark gefährdeten Form.


Das Sachsenhuhn hebt sich mit seiner in der Ausprägung gemilderten Langschan-Oberlinie deutlich von anderen deutschen Hühnerrassen ab, die zumeist aufgrund ihrer Landhuhnform einen mehr oder minder ausgeprägten Schwanzwinkel besitzen. An die asiatischen Ahnen erinnern neben der besagten Oberlinie ein kräftiger und etwas langgestreckter Rumpf und der kleine Stehkamm. Den Einfluss der Mittelmeerrassen kann man an der
eher schlanken und langfiedrigen Gesamterscheinung sowie den kleinen, mandelförmigen, weißen Ohrscheiben er- kennen. Der schon beschriebene Rumpf des Sachsenhuhns sollte, von der Seite betrachtet, wie ein begrenztes Rechteck aussehen, keineswegs aber kastenförmig oder plump erscheinen. Unterstützt wird dieser Effekt durch die ausgeprägte Brust- und Bauchpartie, welche das Erscheinungsbild der Rasse trotz aller Eleganz wuchtiger als die Mittelmeerrassen erscheinen lässt. Die Körperhaltung wlrd durch die fest und straff am Körper anliegenden FIügel unterstützt.


Ein wesentliches Merkmal und ein Hauptansatzpunkt bei der Bewertung der Sachsenhühner ist die bis zum Schwanzende hin leicht ansteigende Oberlinie. Bei den Hähnen steigt leicht aus dem Rücken der mittellange und voll befiederte Schwanz ohne jeglichen Absatz hervor. Die Breite des Abschlusses wird durch eine leichte Fächerung und durch einen vollen Sattelbehang unterstützt. Der Hennenschwanz sollte gut entwickelt sein, dabei ist weder ein Spitz- noch ein Fächerschwanz erwünscht. Die Schwanzform sollte die Form einer spitzen Tüte besitzen. Charak- teristisch für seine Form ist die angestrebte gerade Linie vom deutlich entwickelten Bauch bis zum oberen Schwanzende hin. Erst durch eine optimale Kissenbildung erhält die Henne die erwünschte, elegant ansteigende Oberlinie ohne jeden Winkel.
Die heutigen Sachsenhühner besitzen im Gegensatz zu den ersten Vertretern einen mittelhohen Stand mit gut sichtbarem Schenkel. Generell sind überschwere Vertreter mii klobigen Läufen und Köpfen nicht erwünscht, was auch am geforderten Körpergewicht (2,5 bis 3 bzw.2 bis 2,5 Kilogramm) und der Ringgröße (3 bzw. 4) erkennbar ist. Die Augen- bzw. Lauffarbe ist vom ieweiligen Farbschlag abhängig. Das Bruteimindestgewicht von 55 Gramm wird ohne Schwierigkeiten erreicht. Sehr unterschiedlich fällt die Schalenfarbe der Eier bei den einzelnen Farbschlägen aus, sie reicht von Hellgelb bis Hellbraun.

Ausgehend von den zur Kreuzung zur Verfügung stehenden Farbschlägen der Minorkas und Langschan wurde das Sachsenhuhn zunächst im schwarzen Farbschlag anerkannt. Bei diesem Farbschlag wird eine tiefschwarze Feder mit Grünglanz geforderl. In der Forderung nach einer dunkelbraunen Augenfarbe und schwarzen Läufen unterscheidet sich der schwarze Farbschlag von allen anderen, denn diese fordern eine rote Augenfarbe und fleischfarbige Läufe.
Der traditionelle Hauptfarbschlag der Sachsenhühner ist nach wie vor das Nonplusultra in Quantität und Qualität. Die Stärken des Farbschlages liegen insbesondere in der Form und Federstruktur. Die Schwarzen haben zur Zeit die meisten Probleme mit der korrekten Lage der Schwanzfedern und insbesondere die Hennen mit der Glätte der Ohrscheiben. Jedoch kann dieses durch die richtige Zusammenstellung des Zuchtstammes relativ schnell behoben werden. Zum zweitstärksten Farbschlag der Großrasse haben sich die attraktiven gelben Sachsenhühner entwickelt. Dieser Farbschlag wurde aus gelben Orpington und gleichfarbigen ltalienern herausgezÜchtet, später wurden auch vereinzelt gelbe Plymouth Rocks eingekreuzt. In der Farbe spielt die Gleichmäßigkeit eine große Rolle, wobei es zur Zeit nicht unbedingt auf Farbnuancen ankommt. Angestrebt wird ein sattes, gleichmäßiges Gelb, toleriert werden leichte Schwarzeinlagerungen als Farbreserve in Schwanz und Schwingen.
Zuchtschwerpunkte bei der Qualitätsverbes- serung liegen bei beiden Geschlechtern in der Körperlänge und Größe. Des Weiteren liegt ein zu starker Rotanteil in den Ohrscheiben vor. Die Hennen haben also einen Nachholbedarf in einer in der Struktur wohlgeformten, glatten, weißen Ohrscheibe.


Die Anzahl der ausgestellten weißen Sachsenhühner ist in den letzten Jahren nahezu konstant qeblieben. Die Qualität der Tiere ist leicht rückläufig, denn die kräftigen Tiere der letzten Jahre wurden nicht mehr gezeigt. Dies kann auch an der geringen Verbreitung des Farbschlages liegen und der damit verbundenen Notwendigkeit, häufiger Einkreuzungen vorzunehmen. Als besonders erfolgreich haben sich Einkreuzungen mit dem schwarzen Farbschlag der Rasse sowie weißen ltalienern oder gar Leghorn erwiesen. Die beiden letzten Rassen bieten den Vorteil, dass deren gelbe Lauffarbe von der dominanten fleischfarbenen Lauffarbe in der ersten Generation verdrängt wird und somit so gut wie kein Problem in der Zucht darstellt. Der Wunsch nach einem typischen, sich geschlossen verjüngenden Hennenschwanz bedarf der steten Verbesserung bei den Weißen.
Um den einst so stark verbreiteten gesperberten Farbschlag ist es etwas ruhiger geworden. Warum dies so ist, kann man nicht beantworten. Vielleicht liegt es an der Forderung, dass heutzutage eher ein dunkel gezeichneter Ausstellungshahn erwünscht ist. Dies war in den Anfangsjahren des Farbschlages nichi der Fall, deshalb hatten es die Züchter etwas einfacher, korrekt gezeichnete Tiere auszustellen. Wie allgemein bekannt sein dürfte, erscheinen die Hähne der gesperberien Farbschläge immer etwas heller als die Hennen. Zudem neigen die gesperbeden Hähne zum Hellerwerden, so dass es dann in den Hauptsicheln am nötigen satten Farbstoff fehlt. Bei den Hennen ist es genau umgekehrt, sie neigen immer zum dunkleren Farbton.

Wird nun ein dunkler Hahn in den Zuchtstamm gestellt, so erhält man nur wenige klar gesperberte Hennen, und somit ist die unbeliebte Zweistammzucht unumgänglich. Dies hat auch der Sonderverein erkannt und duldet, so- lange eine Zeichnung in den Haupt- und Nebensicheln erkennbar ist, die helleren Schwänze bei den Hähnen. Zusätzlich hat der gesperberte Farbschlag Schwierigkeiten mit der typischen fließenden Oberlinie und mit etwas zu großen Kämmen. Dies könnte an den Einkreuzungen Deutscher Sperber liegen, bei denen es immer wieder Vertreter mit einem flachen Übergang von der Rückenlinie bis zur Schwanzdeckfeder gibt. Neben dem Deutschen Sperber bietet sich auch der schwarze Farbschlag der Sachsenhühner an. Hier ist allerdings der geschlechtsgebundene Sperberfaktor zu beachten!


Warum diese Rasse über ihren derzeitigen Verbreiiungsgrad nicht hinauskommt, erscheint unverständlich, zumal viele Züchter Zwiehuhnrassen mit fließender und zugleich kräftiger Körperform favorisieren. Für die Sachsenhühner spricht auch ihre Unempfindlichkeit gegen raues Klima. Dazu kommt eine leichte Aufzucht der Küken und Jungtiere. Für Züchter, die Interesse an der Erhaltung einer deutschen Rasse haben, wäre diese Rasse genau richtig.

Weitere Auskunft und Züchteradressen vermittelt der Sonderverein, Horst Fricke, Ziegenhainer Stra- ße 35 b, 01 623 Rüsseina, Tel. (035242) 6 72 06.
Wilhelm Kämmerlinq

Sachsenhühner 2008

Geflügelzeitung: Sachsenhühner – schlichte und robuste Landhühner – Eberhard Fritzsch

Um 1880 bis 1900 begann man gleichzeitig im Erzgebirge und in Oberbayern mit Kreuzungsversuchen von robusten bodenständigen Landhühnern einerseits, schwarzen Langschan und schwarzen Minorka andererseits, mit dem Ziel der Steigerung der Leistungsfähigkeit.


Die Wirtschaftlichkeit der Minorka war damals ausgezeichnet. Aber in den rauen Gebirgslagen waren sie im Winter sehr anfällig gegen die Kälte. Es kam zu Erfrierungen der Kopfpunkte, was der Legetätigkeit nicht dienlich war. Das Ziel war es deshalb, ein gutes Wirtschaftshuhn mit wesentlich kleineren Kämmen, Kehllappen und Ohrscheiben für das raue Gebirgsklima zu schaffen. Die Tiere sollten einen zuverlässigen Bruttrieb, gute Winterlegeleistung und einen guten Fleischansatz haben.


lm Jahr 1916 wurde das ,,Sächsische Landhuhn“ vom Sächsischen Ministerium des lnnern anerkannt. Wenig später bestätigte der,,Bund Deutscher Geflügelzüchter“ diesen Entschluss.
ln der Zeit des 1. Weltkrieges ging die Zahl der Sächsischen Landhühner natürlich stark zurück. lm Jahr 1920 nahm sich Artur Esche aus Chemnitz dieser Rasse an. Seiner lnitiative ist es zu verdanken, dass eine zielgerichtete Züchterarbeit zu einem einheitlichen Typ führte. Gleichzeitig gründete sich die ,,Sondervereinigung der Sachsenhuhnzüchter“ auch auf seine Bemühungen hin. Durch verschiedene Einkreuzungen musste nun eine einheitliche Zuchtrichtung in die jetzt auch ,,Sachsenhuhn“ genannte Rasse gebracht werden.
War zunächst nur an ein schwarzes Huhn gedacht, kamen später noch die Weißen, Gesperberten und Gelben dazu.
Nach wie vor verlangen wir ein wirtschaftliches, robustes, kräftiges, etwas lang gestrecktes Huhn, mit breiter Sattelpartie und mittelhohem Stand. Die Tiere sollen ein lebhaftes Temperament zeigen, was auch auf eine gute Vitalität und ausgezeichnete Zuchtfreudigkeit hindeutet.


Die leicht ansteigende, gleichmäßige Rückenlinie beginnt unmittelbar nach dem Halsbehang. Sie verläuft ohne Winkel und Absatz über den etwas vollen Sattel in den mittellangen Schwanz. Dieser muss ebenfalls leicht ansteigen, von oben gesehen breit aus dem Sattel kommen und abgerundet wirken. Von der Seite gesehen soll er breit angesetzt sein und nach hinten schmaler werden. Von hinten gesehen sind die Steuerfedern leicht offen getragen. Bei der Henne sind die Steuerfedern leicht schräg angeordnet, damit der leicht geöffnete Steuerfederaufbau die charakteristische Oberlinie fördert. Früher sprach man vom Tütenschwanz. Gemeint ist eine spitze, dreieckige Tüte. Diese Stellung der Steuerfedern stellt natürlich eine Gradwanderung dar. Einerseits wird der etwas offene Schwanz gefordert, aber wenn das zu weit geht beginnt schon der Dachschwanz. Gerade deshalb meine Bitte an die Preisrichter, eine gewisse Toleranz walten zu lassen. Auch der Standard spricht von leicht schräg angeordneten Steuerfedern. Um diesen gleichmäßigen Abschluss zu erreichen, braucht man breite Steuerfedern, Haupt- und Nebensicheln beim Hahn, sowie breite Schwanzdeckfedern bei der Henne. Bei den Hähnen sieht man aber noch recht oft einen kleinen Winkel im Schwanzansatz. Die typische Rückenlinie darf keinesfalls waagerecht oder abfallend sein. Auch ein hohlrunder Rücken lässt kein sg mehr zu.
Diese Rückenlinie ist aber nur ein Teil unserer Sachsenhühner. Zu einem rassigen Tier gehört auch die Unterlinie mit voller Brust und einem gut ausgebildeten Legebauch. Dazu gehören mittellange Läufe und der noch sichtbare Schenkel. Gerade im Schenkelbereich neigen die Hennen zur Polsterbildung. Um dem vorzubeugen, bedarf es einer festen Feder. Den kleinen und nicht zu breiten Kopf ziert ein kleiner Stehkamm, mit nicht zu reichlich, gleichmäßig geschnittenen Zacken. Hennen mit umliegendem Kamm sind von einer höheren Benotung auszuschließen. Die Kämme der Hähne neigen dazu, größer zu werden. Die Kehllappen und das mandelförmige, weiße Ohr sollen ebenfalls nicht zu groß werden. Gerade mit dem sauberen und doch festen Ohr gibt es noch Probleme.
Der schwarze Farbenschlag ist gut verbreitet. Neben der schönen Form legen wir auch Wert auf eine satte schwarze Farbe mit viel Grünglanz über den ganzen Körper. Matte Farbe oder gar Violett und Bronze stufen das Tier wesentlich ab. Genauso verhält es sich mit Schilf. Mit dem dunkelbraunen Auge und den schwarzen Läufen gibt es weniger Schwierigkeiten.


Die weißen Sachsenhühner, seit ca.1923 bekannt, sind nicht so verbreitet. Sie sollen rein weiß sein. Die Hähne zeigen aber im Schmuckgefieder leider recht oft gelben Anflug. Das ist aber bei hell-fleischfarbigen Läufen nicht gestattet. Diese Auswirkungen von Einkreuzungen sind bei der geringen Zuchtbasis aber unvermeidlich. Leichte schwarze Spritzer sollten aber im lnteresse der Zucht toleriert werden. Das orangefarbige Auge hat sich durchaus gefestigt.


Vor ca. 5o Jahren hatten die gesperberten Sachsenhühner ihre Blütezeit. Diese sind heute schon ziemlich selten geworden. Durch die schmale Zuchtbasis ist auch die Qualität der Tiere nicht mehr die beste. Der Sperberfaktor, der geschlechtsgebunden vererbt wird, bewirkt, dass die Hähne immer etwas heller sind. Trotzdem muss die Sperberung noch deutlich erkennbar sein. Es soll keine Streifung werden, aber auch im Schwanz und den Schwingen muss eine deutliche Zeichnung vorhanden sein. Das Untergefieder ist nur schwach gezeichnet.
Die Gelben als jüngstes Kind der Sachsenhühner sind recht gut verbreitet. Aber im Typ sind sie noch zu verbessern. Formlich fehlt es noch an der Länge des Körpers und der eleganten Rückenlinie. Die Hähne neigen zu einem Winkel in der Rückenlinie, die Steuerfedern ziehen zu stark an. Die Hennen sind meist im Schwanz noch nicht offen genug. Wenn auch die gelbe Farbe etwas heller oder dunkler sein darf, muss sie doch gleichmäßig sein. Die Kopfpunkte, speziell die Kämme, müssen kleiner werden. Auch gelegentlich auftauchende Kämme mit Beulen und Falten sind nicht im Sinne der Sachsenhühner. Der mittelhohe und etwas freie Stand und die Haltung sind recht gut verbreitet. Um die typische Sachsenhuhnform zu erreichen, ist aber unbedingt ein längerer Körper nötig. Die anfänglich dunklen Läufe sind überwunden. Durchweg sieht man die hell-fleischfarbigen Läufe.
Um diese schöne Rasse, mit den 4 Farbenschlägen kümmert sich ein sehr rühriger Sonderverein. Es werden jährlich mehrere Sonderschauen und eine Hauptsonderschau durchgeführt. Eine Sommertagung mit Jahreshauptversammlung und einem gemütlichen Züchterabend findet jährlich statt. Deshalb rufen wir alle Züchter der Sachsenhühner auf, sich dem Sonderverein anzuschließen. Denn nur in einer gemeinsamen züchterischen Zusammenarbeit können wir unsere Tiere verbessern.

Anfragen bitte an den Vorsitzenden Stefan Werner, August-Bebel-Str. 84, 09366 Stollberg, E-Mail: huenerwern@web.de.
Eberhard Fritzsch

Sachsenhühner – schlichte und robuste Landhühner

Sachsenhühner 2011

Kombination von Leistung und Schönheit

Ruben Schreiter stellt in seinem analytisch strukturierten Bericht dezidiert die Entstehung der Sachsenhühner und ihre Entwicklung bis zur Neuzeit heraus – zu guter Letzt bescheinigte er ihnen eine positive Zukunftsprognose..

Sachsenhuhn – quo vadis ?

Zwerg Sachsenhühner

Geflügelzeitung: Zwerg Sachsenhühner – elegantes Zwerghuhn mit junger Geschichte, Eberhard Fritzsch

Der weiße Farbenschlag hat ähnliche Probleme wie der schwarze. Besonders die Form muss verbessert werden. Dazu kommt bei den Hähnen der gelbliche Anflug im Hals- und Saftelbehang. Mit diesen farblichen Schwierigkeiten müssen wir zurzeit noch tolerant umgehen.


Die Herauszüchtung des gelben Farbenschlages leisteten vor allem die Züchter Manfred Steinert, Reiner Günther und Stefan Werner in den Jahren 1999 bis zur Anerkennung 2oo5. Eine etwas zu klein geratene gelbe Sachsenhenne bildete die Grundlage. Unter Zuhilfenahme von gelben Zwerg-ltalienern. Zwerg-Sussex, Zwerg-Plymouth Rocks und Zwerg-Langschan festigte man die Qualität der Tiere. Unabhängig davon züchteten die Zuchtfreunde Georg Kruppert und Heinz Budesheim ebenfalls den gelben Farbenschlag und zeigten die Tiere in einer Voliere 2003 in Leipzig.


Der junge Farbenschlag gelb ist schon recht gut auf unseren Schauen vertreten. Wobei man hier noch auf eine gute Körperlänge achten muss. Diese fängt schon mit einer vollen Brust an und geht in erner eleganten Unterlinie bis in den Schwanzbereich. lm Rücken müssen wir auf einen gleichmäßigen Verlauf der Oberlinie achten. Die Hähne zeigen oft noch einen Schwanzwinkel, der nicht die typische Rückenlinie darstellt. Deshalb dürfen die Hennen ein wenig Polster im Sattelbereich zeigen. Die schöne gelbe Farbe ist auch noch nicht bei allen Tieren vorhanden. Diese sollte weder zu hell, noch zu rot werden. Die Gleichmäßigkeit der Farbe ist aber ein wichtiges Merkmal. Leichte dunklere Farbeinlagerungen im Schwanzbereich sind noch zu tolerieren.

Die Gesperberten wurden nach der Schausaison 2007/2009 anerkannt. Bei seiner Herauszüchtung war wieder einmal Horst Fricke, dazu Helmut Huhs und Helmut Esche, der Sohn des Vereinsgründers Artur Esche, maßgeblich beteiligt.
Die anpestrebte Form ist schon recht gut zu erkennen. Die typische Rückenlinie muss allerdings noch verbessert werden. Die Sperberung sollte noch etwas deutlicher und gleichmäßiger erkennbar sein. Vor allem dulden wir keine Brauntöne. Probleme in der Zucht, wenn man bei der Herauszüchtung der verschiedenen Farbenschläge mehrere Rassen verwendet hat, dann ist natürlich in den relativ wenigen Jahren noch keine genetische Gleichheit zu erwarten. Eines hat man aber schon erreicht, die Gesundheit und Vitalität sind sehr gut gefestigt. Gleiches gilt für das Wachstum der Küken und die Leistung der Zuchtiiere. Zurzeit sind aber bezüglich der Form noch die größten Probleme vorhanden. Der leicht gestreckte Körper mit der, nur bei den Zwerg-Sachsenhühnern vorhandenen, gleichmäßigen Rückenlinie stellt uns noch vor grundsätzliche Aufgaben. Da die Ausgangsrassen doch eine andere Rückenlinie hatten, bestehen nach wie vor dort die meisten Wünsche und Mängel bei unseren Zwerg-Sachsenhühnern. Die volle Brust und der mittelhohe Stand sind schon recht oft  vorhanden. Der kleine Kamm, mit möglichst 4 bis 5 breit angesetzten und gleichmäßigen Zacken, bereitet noch einige Schwierigkeiten. Hierbei muss man besonders im Hennenkamm auf die kleinsten Fehler achten. Diese wirken sich in der Nachzucht hartnäckig aus. Die nicht zu großen, weißen Ohrscheiben sollten mandelförmig und fest im Gewebe sein. Das saubere Weiß bereitet nach wie vor noch Schwierigkeiten. Dunkelbraune Augen bei den Schwarzen und orangerote bei den Weißen, Gelben und Gesperberten sind in fast allen Zuchten gefestigt. Die nicht zu groben, unbefiederten Läufe stellen auch keine größeren Probleme dar. Sie sind schwarz bei den Schwarzen, hellfleischfarbig bei den anderen Farbenschlägen. Bei den Gesperberten muss man aber, besonders bei den Hennen, noch einige dunklere Schuppen dulden. Trotz aller züchterischen Probleme ist das Zwerg-Sachsenhuhn ein vitales und dankbares Hühnchen. Eine breitere Zuchtbasis wäre aber durchaus von Vorteil. Bei der Standardneuauflage im Jahr 2006 wurde das Körpergewicht beim Hahn auf  1100 Gramm und bei der Henne auf 900 Gramm erhöht. Dadurch wird ein noch besserer Typ ermöglicht. Vorrangiges Ziel ist es natürlich, die Verbesserung der angestrebten Form. Um diese schöne Rasse, mit den jeweils 4 Farbenschlägen bei den Großen wie bei den Zwergen, kümmert sich ein sehr rühriger Sonderverein. Es werden jährlich mehrere Sonderschauen und eine Hauptsonderschau durchgeführt. Eine Sommertagung mit Jahreshauptversammlung findet jährlich statt. Deshalb rufen wir alle Züchter der Sachsenhühner und der Zwerg- Sachsenhühner auf, sich dem Sonderverein anzuschließen. Denn nur in einer gemeinsamen züchterischen Zusammenarbeit können wir unsere Tiere verbessern.

Anfragen bitte an den Vorsitzenden Stefan Werner, Aug.-Bebel-Str. 84, 09366 Stollberg, E-Mail: huener- wern@web.de. Eberhard Fritzsch

Die Entstehung einer Zwerghuhnrasse steht immer im Zusammenhang mit der Großrasse. Bei gut verbreiteten Großrassen erfolgt in aller Regel schon recht früh eine Verzwergung. Weil aber die Sachsenhühner nicht sehr verbreitet waren verzögerten sich die Herauszüchtung und vor allem die Anerkennung der Zwerg- Sachsenhühner in beiden Teilen Deutschlands.
Diesmal fanden neben der Großrasse, die Zwerg-Rheinländer, Deutsche Zwerg-Langschan, Zwerg- Australorps, Zwerg-Augsburger und Zwerg-Leghorn Verwendung. Die Nachzucht aus der Verpaarung Zwerg-Rheinländer-Hahn x Zwerg- Augsburger-Henne sagte in Größe, Grünglanz und Schwanzgefiederstruktur schon weit mehr zu, als die Verpaarung Zwerg-Langschan x Sachsenhühner. Durch den Einsatz von Zwerg-Leghorn erreichte man ab 1990 einheitliche Größe, typische Rückenlinie, prima Kopfpunkte und intensiven Grünglanz. Das Zuchtziel war von Beginn an ein robustes und wetterfestes Zwerghuhn mit nicht zu großen Kopfpunkten. Die nun für Sachsenhühner typische Form muss auf die Zwerge übertragen werden. Bei gestreckter Form sollen sie auch etwas kräftig wirken. Die volle Brust mit dem vollen und breiten, nach hinten ausgeprägtem Bauch, bildet die Unterlinie. Dazu tragen mittellange Läufe und ebenso mittellange Schenkel zur Eleganz der Rasse bei. Eine Besonderheit stellt die Rückenlinie dar. Nach dem Halsbehang beginnt der Rückenanstieg, noch vor der Körpermine.

Dieser Anstieg setzt sich über den Rücken und dem Sattel bis in den Schwanz fort. Diese Rückenlinie verläuft ganz gleichmäßig, ohne irgendwelche Abweichungen. Die volle und breite Rückenpartie darf auch nicht zu schmal werden. Den mittellangen Schwanz kennzeichnen etwas offen getragene Steuerfedern. Diese sollten wirklich nur mittellang sein. Denn sind die Steuerfedern recht lang, werden auch die Flügel zu lang. Uber den Körper hinausragende Flügel stören den Gesamteindruck. Volle Eindeckung aus breiten Sicheln beim Hahn und eine volle Eindeckung bei der Henne gehören genauso dazu. Die Stellung der Steuerfedern sollte etwas offen sein, um einen nicht zu spitzen und breiten Schwanz zu erhalten. Deshalb neigen sich die Steuerfedern leicht seitlich aus der Senkrechten. Früher sprach man vom Tütenschwanz. Gemeint ist eine spitze, dreieckige Tüte. Diese Stellung der Steuerfedern stellt natürlich eine Gradwanderung dar. Einerseits wird der etwas offene Schwanz gefordert, aber wenn das zu weit geht, beginnt schon der Dachschwanz. Gerade deshalb meine Bitte an die Preisrichter, eine gewisse Toleranz walten zu lassen. Auch der Standard spricht von leicht schräg angeordneten Steuerfedern. Die gestattete mäßige Polsterbildung im Sattel ist dagegen mit Vorsicht zu betrachten. Sie sollte keinesfalls die elegante Rückenlinie stören.
Den kleinen Kopf ziert ein kleiner, gleichmäßig geschnittener Stehkamm. Stellt schon die Größe des Kammes ein Problem dar, isi‘ auch der Kammschnitt keinesfalls schon gefestigt. Die weißen und mandelförmigen Ohrscheiben sind noch sehr schwer zu erreichen. Meist sind sie noch etwas grob und unsauber im Gewebe.


Farbenschläge
Beim recht gut verbreiteten schwarzen Farbenschlag gibt es schon sehr gute Formentiere. Die volle und etwas tiefe Brust und der gleichmäßige Rückenanstieg sind aber noch zu verbessern. Besonders die Hähne neigen zu einem Schwanzwinkel, was unbedingt zu vermeiden ist. Die gleichmäßige Besichelung ist auch noch nicht bei allen vorhanden. Bei den Hennen müssen wir auf die sachsenhuhntypische Rückenlinie achten. Der gleichmäßige Kammschnitt und das weiße, feste Ohr müssen im Kopfbereich für einen Blickfang sorgen. Bei beiden Geschlechtern ist auf mehr Grünlack zu achten.
Bei der Herauszüchtung des weißen Farbenschlages hatte Horst Fricke, Rüsseina, wesentlichen Anteil. Er verwendeie für die Herauszüchtung weiße Zwerg-Langschan und weiße Zwerg-Minorka. Dazu kamen Zwerg-Leghorn und 3 Tiere, die aus der schwarzen Zucht von Franz Bilzer fielen. Die Anerkennung erfolgte 1998.


Herauszüchtung
Franz Bilzzer hatte bereits 1971 bis 1974 mit der Herauszüchtung der Zwerg-Sachsenhühner begonnen. Die schwarzen Sachsenhühner, sowie Deutsche Zwerghühner, Zwerg-Australorps, und Zwerg- Rheinländer wurden als Ausgangstiere verwendet. Auf Grund der Seltenheit der großen Sachsenhühner verzichtete er aber, nach Rücksprache mit dem SV-Vorstand, schweren Herzens auf eine Vorstellung.
Einige Bruteier waren schon damals in die DDR gelangt. Aber die Standardkommission lehnte auch hier eine Anerkennung, mit dem Hinweis auf die unzureichende Verbreitung der Großrasse, ab. Somit stand die recht schmale Zuchtbreite der Großrasse einer Verzwergung im Wege.
Zwischen 1981 und 1991 startete Bilzer einen neuen Versuch die Zwerg-Sachsenhühner zu erzüchten. Die großen Sachsenhühner hatten sich in der Zuchtbreite etwas gefestigt.

Zwerg-Sachsenhühner – elegantes Zwerghuhn mit junger Geschichte

Sachsenhuhn bei Sachsenforst 2024 – Forstjournal 01/2024

Schlupfzeit für das Sachsenhuhn – Freie Presse 30.03.2024